Gottschalk sucht den Musical Star

Wenn es nicht grade in der Süddeutschen Zeitung nachzulesen wäre, könnte man es vielleicht für eine Ente oder einen Aprilscherz halten, so aber muss man dem Autor Glauben schenken und sich wundern. Das ZDF steigt, wie immer reichlich spät, in einen Trend ein, der (hoffentlich) am Ende des Produktzyklus angekommen sein sollte. Das ZDF castet unter der Schirmherrschaft von Thomas Gottschalk den Musical-Showstar 2008.

Die Jury wird von nicht minder gefühlt-jugendlichen Fachleuten, Uwe Kröger (43, Musical-Darsteller – z. Zt. Als Draculas „van Helsing“), Katja Ebstein (62, Sängerin, Letzter Top 10 Hit in Deutschland im Jahr 1980 „Abschied ist ein bisschen wie sterben“) und Alexander Goebel (54, Regisseur „Musical Christmas 2006), gestellt was die Sache irgendwie auch nicht besser macht.

Anders als die privaten Sender RTL und Pro7 hat das ZDF auch keine Auswertung über die gesamte Verwertungskette von Tonträger bis Clubkonzerte und Supermarkteröffnungen geplant, die Sieger des Wettbewerbs werden schlicht im Bochumer Musical „Starlight Express“ die Rollen von Pearl und Rusty übernehmen, letztere Rolle kann fast als wortwörtliche Übernahme der zu erwartenden Show durchgehen.

Natürlich sind Vorverurteilungen nicht ganz fair, aber angesichts einer mit fast 200 Lebensjahren besetzen Jury (inklusive Gottschalk) und einem doch eher biederen „Frauen 50+ affinen Sender“ wie dem ZDF muss man nicht unbedingt auf eine Beschimpfungsorgie a la Bohlen oder eine Psycho-Show nach Art von Detlef D! Soost warten. Vermutlich wird es eher ein gemütliches Beisammensein mit Thomas Gottschalk, der auf die üblichen Samstagabend Wetten verzichtet und Weltstars durch potentielle Muscial-Star-Aspiranten ersetzt. So bekommt man den Abend auch rum und ist niemandem zu nahe getreten. Zuschauer wie auch Vorsingende werden es bestimmt zu würdigen wissen – die Kandidaten haben sogar einen zusätzlichen Vorteil: Die Sieger können sich sicher sein, dass sie tatsächlich nach ihrer Qualifikation und nicht nach Vermarktungspotentialen (Was macht eigentlich Daniel Küblböck?) beurteilt werden und im Anschluss nicht mit Dieter Bohlen eine Platte aufnehmen müssen.