Wenn Digital Forerunner und Prozipient den Refusenic abhängen

Vor gar nicht allzu langer Zeit beglückte die Fachzeitschrift W&V (Werben und Verkaufen) die eigenen Leser mit der Feststellung „Kunden verstehen ihre Agenturen nicht mehr“. Das Problem sei, so W&V, dass immer mehr englische Kunstbegriffe tatsächlich das Verständnis der Kunden (Leser?) überfordere und deshalb der Trend wieder mehr Begriffe der deutschen Sprache zu verwenden nicht nur dem Verständnis des Endkunden, sondern auch des Agenturkunden durchaus diene.

Als unregelmäßiger Leser dieser Fachzeitschrift, der vielleicht auch nicht ganz tief in der entsprechenden Fachsprache beheimatet ist, kann man hier eigentlich nur zustimmen und sich direkt wieder wundern. Angesichts des aktuellen Ausgabe, welches die Nutzeranalyse neuer Medien als Thema der Woche beinhaltet, drängt sich doch der Eindruck auf, dass vielleicht nicht alle Redakteure zu dem besseren Verständnis des Lesers beitragen wollen.

Wie sonst könnten Nutzerprofile mit durchaus kreativen Beschreibungen wie Prozipient, Digital Forerunner, Entertainment Ethusiast oder Refusenic erklärt werden? Glücklicherweise scheint sich auch W&V bewusst, dass nicht alle Leser über einen solch ausgedehnten werblichen Wortschatz verfügen und erklärt die einzelnen Nutzertypen mit kleinen Grafiken und einem Erklärungstext, der mindestens dazu geeignet ist auch die letzten nicht thematisch versierten Leser im Ungefähren zu belassen – oder wie würden Sie es sehen, wenn der Prozipient eine Mediennutzung aus Lean-Back und Lean-Forward unter der Prämisse einer ausgewogenen Media-Life-Balance bevorzugt? Als Leser dieses Beitrags sind Sie übrigens dem Refusenic deutlich voraus, der ha die Möglichkeiten des Consumer Empowerments nämlich noch nicht erkannt und erweitert mangels Nutzungskompentenz seinen Relevant Set nur geringfügig. Damit unterscheidet er sich in einigen Details allerdings kaum vom Entertainment Ethusiast, der sich auch gerne berieseln lässt. Nur halt mit anderen Medien …

Mein Dank gilt an dieser Stelle denjenigen Werbern, die sich für den wundervollen IBM TV Spot „Buzzword Bingo“ verantwortlich zeigen.